ku./ja.Berlin, 30.09.2011. An der Brillat-Savarin-Schule, dem Oberstufenzentrum für das
Gastgewerbe in Berlin-Weißensee fand heute ein Projekttag zum Thema „Fair Trade" statt. Insgesamt 180 Schüler zerbrachen sich den Kopf darüber, wie sie auch ihr Hotel, in dem sie arbeiten, ein bisschen fairer machen können.
Es ist acht Uhr morgens. In der Aula der Brillat-Savarin-Schule füllen sich allmählich die Sitzplätze. Zusammengekommen sind hier die Hotelfach- und Fachkraftklassen des ersten Ausbildungsjahres. Möglichkeiten der Integration von Fair Trade Produkten im Hotelgewerbe"; so lautet das Thema des klassenübergreifenden Projekttages. Noch können die Schüler nicht genau wissen, was sie erwartet.
Doch das soll sich schnell ändern. Mit der Einleitungsrede von Ralf Späth, Abteilungsleiter der Hotelfachklassen, werden die Schüler an das Thema herangeführt und erhalten genaue Informationen zum Tagesablauf. Klassenweise sollen sich die Schüler zuallererst in Kleingruppen mit einzelnen Fair Trade Produkten beschäftigen und im Anschluss daran Konzepte erstellen, wie eine Inte-gration der kennengelernten Produkte im Hotel aussehen kann.
Der Fair Trade Handel wächst aufgrund der akuten existenziellen und gesundheitlichen Bedrohungen seitens der Arbeiter in armen aber rohstoffreichen Ländern mehr und mehr. Immer öfter wird die Aufmerksamkeit auf die Schicksale der Produzenten gelenkt, die durch ihre Arbeit kein lebenswertes Leben mehr führen können. Kinderarbeiten und Hungerlöhne sind nur zwei Punkte auf einer nahezu endlos erscheinenden Liste der unfairen Arbeits- und Lebensbedingungen.
Um 13 Uhr werden die ausgearbeiteten Konzepte den jeweils anderen Klassen auf einem „Marktplatz" vorgestellt. Die jungen Hotelfachleute erklären ihren Mitschülern stolz die von Ihnen erarbeiteten Vorschläge und Ideen. Interessierte Blicke werden nicht nur von den Schülern selbst auf die Plakate geworfen, auch die Lehrer scheinen von den guten Ideen ganz positiv überrascht zu sein. „Ich hatte gehofft, dass dabei so viele sinnvolle und tolle Ideen zusammenkommen und ich finde es sehr schön dass es sich bestätigt hat", so Ralf Späth. Vorschläge, wo im Hotel Fair Trade Produkte eingesetzt werden können, gibt es zahlreiche. Auch die Motivation dahinter lässt sich gut erkennen. Es ist das gute Gewissen, das, wie die Schüler denken, auch die Hotelgäste dazu veranlassen soll, mehr Wert auf faire Produkte zu legen.
Die Resonanz der Schüler ist größtenteils gut: Jelena (20) ist „von den Ideen begeistert und möchte ihrem Betrieb nun auch ein Konzept vorstellen". Viele andere sind eben-falls angetan von einer Abwechslung des Unterrichtalltags und freuen sich über die klassenübergreifende Kommunikation. Das Projekt Fairtrade scheint nur leider noch nicht in allen Betrieben Zukunft zu haben. „Als ich das Fair Trade Projekt in meinem Betrieb vorschlug, stieß ich auf Ablehnung", so Philipp (17) aus Berlin.
Mit den unterschiedlichsten Eindrücken und Ideen verlassen die Schüler den Marktplatz nun wieder um sich im Klassenplenum über die Ergebnisse des Tages austauschen zu können. Der Projekttag scheint bei vielen Schülern Spuren zu hinterlassen: Der ein oder andere äußert sich zu der Frage, ob er in Zukunft vielleicht öfters mal Fair Trade Produkte kaufen wolle durchweg positiv. Auch bei der Frage, ob Fair Trade eine sinnvolle und gute Sache wäre, scheinen sich alle einig zu sein: „Ja, es ist natürlich eine absolut gute Sache", sagen ungefähr 90 Prozent der befragten Schüler und Schülerinnen. Leider ist auf der anderen Seite für viele Schüler das Fair Trade Projekt persönlich noch keine geeignete Alternative, da der Preis zu hoch sei. In Sachen Zukunftsfähigkeit für Fair Trade muss also auch weiterhin noch eine ganze Menge an Überzeugungsarbeit getan werden.
Die Projekttage waren in jedem Fall ein wichtiger Schritt, auch junge Leute von dem Projekt zu begeistern und nachdenklich zu stimmen. Es liegt an uns allen, inwiefern wir versuchen, die Lebensbedingungen in den armen Ländern nachhaltig zu verbessern.
Christian Kunath und Lukas Jansen, Klasse 111C