Jean Anthèlme Brillat-Savarin (1755 – 1826)
Jean Anthèlme Brillat-Savarin wurde am 1. April 1755 in Belley, einem kleinen Ort zwischen Genf und Lyon, geboren. Er war weder Koch noch Gastronom, sondern Jurist. Zuletzt arbeitete er als Richter am Appellationsgericht in Paris.
Brillat-Savarin musizierte gern und gut. Außerdem interressierte er sich für Chemie und Medizin, galt als Denker, Genießer und geistreicher Verfechter der feinen Lebensart. Doch vor allem war er ein Feinschmecker. In dieser Eigenschaft ist er berühmt geworden durch die Veröffentlichung seines Buches "Physiologie des Geschmacks". Das Buch steht in dem Ruf, die "Grundlage für die Nahrungsmittelwissenschaft" zu sein. Wegen der humorvollen Schreibweise und der verblüffenden Kernsprüche des Autors lohnt es sich, auch heute noch dieses Buch zu lesen.
Brillat-Savarin war während der Revolution Vertreter des Dritten Standes in der konstituierenden Versammlung in Paris. Später wurde er Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Belley.
Nach dem Sturz des Königtums wollte man ihn als Volksverräter vor das Revolutionstribunal stellen. Dank seiner Beziehungen nicht nur zum guten Essen und zur Musik, sondern auch zu schönen Frauen wurde er gerettet.
Er verließ Frankreich, reiste in die Schweiz und später nach Amerika, wo er drei Jahre lebte. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde er Staatssekretär und schließlich von Napoleon zum Richter am Obersten Gerichtshof berufen. Brillat-Savarin starb am 2. Februar des Jahres 1826.
Noch heute tragen viele klassische Garnituren und Speisen seinen Namen. Am bekanntesten dürfte der Savarin sein, ein ringförmiges Gebäck aus Hefeteig, das mit aromatisiertem Läuterzucker getränkt und mit verschiedenen anderen Zutaten als Dessert serviert wird.
Eine unabhängige Stiftung mit Sitz in Bonn, die sich um die Aus- und Weiterbildung im Gastgewerbe bemüht, ist ebenfalls nach Brillat-Savarin benannt.
Bis 1983 trug die damalige West-Berliner Berufsschule für das Nahrungsgewerbe den Namen Brillat-Savarin-Oberschule. Nicht zuletzt in Erinnerung an diese Schule trägt das Oberstufenzentrum Gastgewerbe den Namen Brillat-Savarin-Schule.
Einige Sinnsprüche aus Brillat-Savarins Buch.
Der Mensch muß essen, wie alle anderen Lebewesen;
doch ist es der Wille der Natur, daß der Mensch gut essen soll!
Sage mir, was du ißt, und ich will dir sagen, was du bist.
Das Schicksal der Nationen hängt von der Art ihrer Ernährung ab.
Pünktlichkeit ist die oberste Tugend des Kochs,
es sollte auch die des Gastes sein.
Die Tiere fressen, der Mensch ißt,
der Mann von Geist versteht die Kunst zu essen.
Wer seine Freunde empfängt
und sorgt nicht persönlich für das Mahl,
verdient keine Freunde.
Die Entdeckung eines neuen Gerichtes beglückt die Menschheit mehr als die Entdeckung eines neuen Gestirnes.
Die Feinschmeckerei ist eine Wissenschaft,
die den Haß entwaffnet,
die Geschäfte erleichtert,
das Vertrauen in der Freundschaft festigt,
und die Wonnen der Liebe erhöht.
Brillat-Savarin, Physiologie des Geschmacks, München 1976
Brillat-Savarin, Physiologie des Geschmacks, Leipzig 1983
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